Im November fand im sächsischen Chemnitz der Bundesleistungswettbewerb der Maler statt. Die insgesamt zwölf Malerinnen und Maler waren zuvor als Sieger aus den jeweiligen Landeswettbewerben hervorgegangen und haben sich damit für den zweitägigen Bundeswettbewerb qualifiziert. Neben den obersten Plätzen auf dem Siegertreppchen winkt für die beiden Bestplatzierten zudem die Berufung ins Maler Nationalteam. Doch der Weg dorthin war nicht ganz leicht …
Nach den Berufsabschluss- und Gesellenprüfungen in jedem Jahr lädt das Deutsche Handwerk zum dreistufigen Praktischen Leistungswettbewerb (PLW) ein. Unter dem Motto „Profis leisten was“ werden dann unter echten Wettbewerbsbedingungen die besten Junghandwerker des Ausbildungsjahres ermittelt. Alle Absolventen des Maler- und Lackiererhandwerks sind automatisch in der Auswahl. Eine Bewerbung ist nicht erforderlich.
Zunächst ermittelt die jeweilige Handwerkskammer die besten Absolventen der Region. Zum Kammersieger gekürt wird, wer die höchste Punktzahl im praktischen Prüfungsteil erzielt hat. Die Kammersieger erhalten eine Einladung zum Landeswettbewerb. Wer dort gewinnt, tritt dann in der finalen Runde auf Bundesebene an.
Die Wettkampfaufgaben werden von erfahrenen Meisterinnen und Meistern entwickelt und von unabhängigen Jurys überwacht und bewertet. Die Teilnahme ist freiwillig. Wer mitmacht, muss ein hohes Maß an Engagement und Leistungsbereitschaft mitbringen. Aber es lohnt sich: Wer in diesem Wettkampf besteht, kann sich den Arbeitgeber praktisch aussuchen und hat beste Karrierechancen. Der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks findet unter Federführung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) statt und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.
Hohes Niveau in Chemnitz
Als der Vorsitzende des Bildungsausschusses Holger Jentz morgens um 8 Uhr das Startsignal zum Beginn des praktischen Bundesleistungswettbewerbs gab, war die Nervosität bei einigen der zwölf Teilnehmenden groß. Doch die Anspannung wich beim konzentrierten Abmessen, Spachteln, Schleifen, Farben anrühren, Tapezieren, Lackieren, Glätten und Beschichten recht schnell. Die Aufgabenstellung des ersten Wettkampftages stand unter dem Motto „St. Petersburg 2023“. Denn die russische Ostseemetropole wird die nächsten EuroSkills, die Europameisterschaft der Berufe, ausrichten. Und so mussten Kim Illing (Bayern), Christin Zlotos (Berlin), Antonia Gerdau (Hamburg), Julien Wirkner (Hessen), Thora Tuping (Mecklenburg-Vorpommern), Alexandra Guth (Niedersachsen), Alicia Hietbrink (Rheinland-Pfalz), Katharina Donat (Saarland), Lara Schönfeldt (Sachsen), Richard Götting (Sachsen-Anhalt), Daniel Aichbauer (Schleswig-Holstein) und Janik Domin (Thüringen) in ihren Kojen eine Fläche mit dem St. Petersburger Stadtporträt gestalten. Diese Aufgabe war für alle gleich ebenso das Lackieren einer Tür. Darüber hinaus sollten die Teilnehmenden eine Fläche passend zum Thema St. Petersburg 2023 tapezieren, eine zweite Fläche für den Speed-Wettbewerb am darauffolgenden Tag vorbereiten sowie eine dritte Fläche frei nach ihren Wünschen gestalten.
,,Der erste Wettbewerbstag war schon ordentlich. Wir sehen, welche Teilnehmer vorher trainiert haben und wer am zweiten Tag nochmal Gas geben muss“, erklärte Matthias List, der zusammen mit Gregor Botzet den Wettbewerb leitet. Auch Diego Gomez-Velazquez (Caparol) war begeistert: ,,Der Wettbewerb läuft auf sehr hohem Niveau. Von jedem Bundesland sind die besten Talente aus dem Maler und Lackiererhandwerk am Start. Wir erleben hier Kreativität und Spaß bei der Arbeit.“
Der Speedwettbewerb
Die Ruhe vor dem Sturm: Als um 8 Uhr morgens der zweite Wettbewerbstag anlief, herrschte noch weitgehend Ruhe im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Chemnitz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer richteten ihre Kojen her und arbeiteten noch ein wenig an den Wettbewerbsmotiven weiter, bis Bundestrainer Matthias List um kurz nach 10 Uhr zum Speed-Wettbewerb aufrief.
Beim Speed-Wettbewerb zeigte sich deutlich das hohe handwerkliche Niveau der Wettbewerbsteilnehmer. Kim Illing aus Bayern bestach mit einer fulminanten Siegerzeit (44: 51 Minuten) und ließ kurzzeitig das Klassement hinter sich. Auch der spätere Sieger Julien Wirkner aus Hessen war mit einer Zeit unter 50 Minuten sehr schnell unterwegs und überzeugte mit einer sauberen Ausführung die Wettbewerbsleitung. Man habe hochspannende Tage in Chemnitz erlebt so Matthias List, Bundestrainer des Maler Nationalteams: ,,Wir sind vom Leistungsniveau wieder einmal spürbar gewachsen. So eine komplexe Aufgabe wie das Aufbringen der St. Petersburger Isaakskathedrale als Wettbewerbslogo hatten wir noch nie. Alle Teilnehmer waren gut vorbereitet. Leider sind nicht alle fertig geworden – aber es war auch eine schwierige Aufgabe.“
Schon aus diesem Grund brauchte keiner mit geknicktem Haupt nach Hause zu fahren: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben ihr Bestes, das schwierige Motiv mit dem Malstock exakt auszulegen. Millimeter entscheiden am Ende über die Punktevergabe. Daher dauerte die Ermittlung der drei besten Jungmaler Deutschlands auch wieder etwas länger. Zum Schluss hatte Julien Wirkner die Nase vorne. Der Hesse gewinnt den praktischen Bundesleistungswettbewerb 2021 schließlich vor Kim Illing aus Bayern und Daniel Aichbauer aus Schleswig-Holstein. Holger Jentz, Vorsitzender des Bildungsausschusses, überreichte den Siegern und den Teilnehmern Urkunden und Präsente. Landesinnungsmeister Michael Eichler freute sich über die hervorragenden Leistungen.